Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
- 30.06.2015
Wildbiene des Jahres in Hannover nachgewiesen
(30. Juni 2015) Die seltene Zaunrüben-Sandbiene, Wildbiene des Jahres 2015, fühlt sich auf der Alten Bult wohl: Einige Exemplare wurden von einem von der Stadt Hannover beauftragten Biologen und Wildbienenexperten an einer Stelle nachgewiesen. „Dieser Nachweis ist eine Besonderheit, weil die wärmeliebende Art in Norddeutschland bisher nur sehr selten gefunden wurde. Hannover ist aktuell der nördlichste Ort, an dem die Zaunrüben-Sandbiene gesehen wurde“, erläutert Dieter Nußbaum vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover.
Dieser Fund ist dem „Tierartenhilfsprogramm“ der Landeshauptstadt Hannover zu verdanken. Im Rahmen dieses Programms, das auch ein Baustein im Projekt „Mehr Natur in der Stadt“ des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün ist, werden seit 2013 die Wildbienenvorkommen in Hannover, etwa in der Leineaue, auf der Alten Bult sowie im Bereich des Berggartens und der Leibniz Universität, kartiert. In den Jahren 2013/2014 wurden auf diese Weise 244 Wildbienen und Wespenarten nachgewiesen. Neben der Bestandserfassung gibt das Programm auch jeweils auf einzelne Arten abgestimmte Pflegehinweise zu den Lebensräumen der Wildbienenarten, wie etwa Angaben zur Häufigkeit und Zeitpunkt des Rasenmähens, damit ihr Lebensraum auch zukünftig geschützt werden kann.
2013 wurde der Titel „Wildbiene des Jahres“ vom Arbeitskreis Wildbienen-Kataster Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Bienenkunde und den Imkerverbänden Baden-Württembergs ins Leben gerufen, um deutschlandweit auf die Gefährdung der einheimischen Wildbienen aufmerksam zu machen. Wildbienen sind auch zur Bestäubung von Nutzpflanzen unabdingbar. Allerdings verschlechtern sich die Bedingungen für Wildbienen aufgrund von Lebensraumzerstörung, Flächenverbrauch, intensiver Landschaftsnutzung und Futtermangel zunehmend.
Die Ansprüche von Wildbienen an ihre Umgebung sind so unterschiedlich wie ihr Nistverhalten. Es gibt staatenbildende und solitär lebende Arten. Einige Arten bauen Nester in Bäume oder im Erdboden, andere, wie etwa die Mauerbiene, nutzen leere Schneckenhäuser zum Aufziehen der Brut. Im Gegensatz zu Honigbienen sind einige Vertreterinnen der Wildbienen auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen. Zu diesen sogenannten oligolektischen Arten gehört auch die Wildbiene des Jahres 2015, die Zaunrüben-Sandbiene „Andrena florea“). Bereits der Name verrät die Wirtspflanze, ohne die die Biene nicht existieren kann. Die Rotfrüchtige Zaunrübe, botanisch „Bryonia dioica“, wächst an mäßig nährstoffreichen Säumen, die wenigstens zeitweise besonnt sein sollten. Neben der Zaunrübe als Futterpflanze benötigt die Biene offene und etwas verfestigte Sandbereiche zur Nestanlage. In Hannover ist die Zaunrüben-Sandbiene erstmals 2013 gefunden worden.
Die Zaunrüben-Sandbiene gehört zur Gattung der Stechimmen. Stechimmen sind, auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, in der Regel völlig harmlos. Von den 244 in Hannover kartierten Arten können lediglich die beiden sozialen Faltenwespenarten, die Honigbiene und wenige Hummelarten den Menschen schmerzhafte Stiche zufügen.
Das Tierartenhilfsprogramm ist Teil der Aktivitäten der Stadt Hannover zur Biodoversität. So erfolgten in den Jahren 2012/2013 zum Beispiel Erfassungen von Vorkommen der gefährdeten Nachtigall, die Kartierung extrem seltener und hochspezialisierter Baumkäfer sowie die Bestandsaufnahmen von Amphibien und Libellen an ausgewählten Kleingewässern. Daraus folgen zum einen konkrete Pflegehinweise für einzelne Biotope, zum anderen ergibt sich ein Gesamtüberblick über die ökologischen Qualitäten der Stadt Hannover.
Anhänge
- Biene
- Pflanze_Zaunrübe1
- Pflanze_Zaunrübe2