Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
- 15.08.2019
Neue Tafel informiert über die Mergelgrube HPC I in Hannover
Am Aussichtscontainer der Mergelgrube HPC I in Misburg (zu erreichen über den Fußweg, Ecke Erika-Pfingsten-Straße 5) wurde heute (15. August) eine neue Informationstafel aufgestellt. Sie informiert umfassend über die Entwicklung und naturschutzfachliche Bedeutung der Mergelgrube. Interessierte Besucher*innen können sich fortan selbständig über deren spannende Geschichte und Entwicklung informieren können. Die Kosten für das neue Informationsschild betragen rund 2.000 Euro.
Das Betreten der HPC I ist aus Gründen der Verkehrssicherung und des Naturschutzes verboten, deshalb muss das Gelände auch eingezäunt sein. Der Aussichtscontainer am Grubenrand ermöglicht allerdings spektakuläre Einblicke von oben auf das Gelände. Darüber hinaus bietet die Landeshauptstadt Hannover mehrere Führungen im Jahr in die Mergelgrube mit fachlicher Begleitung an, die sehr gut besucht werden.
Die Mergelgrube HPC I – Naturschutz und Natur erleben im Seckbruch
Die Mergelgrube HPC I stellt heute ein besonderes ökologisches Refugium in Hannover dar. Seit 2016 ist das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zudem genießt die Mergelgrube den Schutz der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Gebiet) und ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Seit April 2018 ist das Projekt „Sekundäre Natur in der Mergelgrube Misburg“ darüber hinaus ein offizielles „Projekt der UN-Dekade biologische Vielfalt“.
Mergel ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Zement. Aus diesem Grund siedelte sich im Jahr 1878 die Hannoversche Portland-Cementfabrik (HPC) in Misburg an. Bis ins Jahr 1974 wurde der begehrte Mergel in der Grube HPC I abgebaut.
Die heutige Grube hat einen Durchmesser von ca. 500 Metern und ist bis zu 40 Meter tief. Um ein Fluten der Grube zu verhindern, wird das zufließende Grundwasser kontinuierlich abgepumpt. Trotz dieser Regulierung schwankt der Wasserstand auf der Grubensohle, je nach Witterung, um bis zu einem Meter. Im Laufe der Zeit hat sich dadurch eine Tier- und Pflanzenwelt entwickelt, die natürlicherweise in den 1950er Jahren in den Kalkniedermooren und Gewässern des angrenzenden „Seckbruchs“ vorkam.
Bisher konnten ca. 180 Pflanzenarten in der Mergelgrube HPC I nachgewiesen werden, von denen etwa ein Viertel nach der „Roten Liste“ gefährdet ist. Zu den vorkommenden Pflanzenarten gehören Orchideen wie die Bienen-Ragwurz und die besonders anspruchsvollen gewässerbewohnenden Armleuchteralgen. Auch das Tierartenspektrum ist sehr beachtlich. In der Grubenböschung brütet regelmäßig der der Uhu. Die Gewässer stellen wertvolle Lebensräume für Amphibien dar. Die höher gelegenen Bereiche werden von der Zauneidechse besiedelt. Des Weiteren bietet die Mergelgrube ein Rückzugsgebiet für zahlreiche Libellenarten wie die Blaugrüne Mosaikjungfer oder den Vierfleck.