Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
- 27.07.2015
Stadt unterstützt Verkauf von Gilde an neuen Investor – Vertrag über Investitionsgarantien ausgehandelt
Die Landeshauptstadt Hannover unterstützt einen Verkauf der Gilde-Brauerei an einen neuen Investor und hat mit diesem einen Vertrag über Investitionsgarantien für mehrere Jahre ausgehandelt. Gilde gehört bislang zum weltgrößten Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev (ABI), die die hannoversche Traditionsbrauerei an den deutschen Brauereibetreiber TCB (Frankfurt/Oder) verkaufen möchte. Mit ABI besteht ein Standortsicherungsvertrag bis Ende 2020, den ABI nun vorzeitig auflösen möchte.
TCB sichert umfangreiche Investitionen zu und will Gilde zu einer wettbewerbsfähigen regionalen Brauereimarke entwickeln. Entsprechende Vereinbarungen sind in einem Vertragsentwurf mit der Stadt vorgeschlagen, den die Verwaltungsspitze jetzt dem Rat der Landeshauptstadt vorgelegt hat. Der Verwaltungsausschuss wird darüber bereits kommenden Donnerstag (30. Juli) in nichtöffentlicher Sitzung beraten.
„Wir haben seitens der Stadtverwaltung intensiv mit ABI und TCB verhandelt und stufen im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Gilde-Standorts und der Marke die Übernahme durch TCB als vorteilhaft ein“, erläutert Oberbürgermeister Stefan Schostok. „Unter dem Dach von ABI droht eher die Einstellung des Betriebs. Die Arbeitsplatzgarantie von ABI für Gilde liefe 2020 aus. Dem steht seitens TCB die Zusage erheblicher Investitionen gegenüber, die nicht primär auf Bestandsschutz setzen. TCB bietet die Chance, Gilde in Hannover zu einer wettbewerbsfähigen Brauerei aufzubauen, was auch neue Arbeitsplätze schaffen kann.“
ABI sichert Gilde-Bestand lediglich bis 2020
Im Jahr 2002 veräußerte die Stadt ihre Anteile an der Gilde Brauerei AG an die Interbrew Deutschland Holding GmbH, die später im Zusammenschluss mit Anheuser-Busch aufging. Eigentümerin ist die Anheuser-Busch InBev Germany Holding GmbH, eine Gesellschaft des ABI-Konzerns. Nach Übernahme durch ABI wurde im Jahr 2011 ein Standortsicherungsvertrag abgeschlossen, in dem das Unternehmen den Erhalt des Standortes Hannover mit durchschnittlich mindestens 52 Arbeitsplätzen sowie bestimmten Mindest-Braumengen zugesichert hat. Hinzu kommen Zahlungen für Standortmarketing und Sponsoring an die Wirtschaftsfördergesellschaft von Stadt und Region, hannoverimpuls GmbH. Der Standortsicherungsvertrag endet am 31.12.2020.
ABI hat aus Sicht der Stadt bisher alle Verpflichtungen des Standortsicherungsvertrages erfüllt. Allerdings ist erkennbar, dass das von der Stadt verfolgte Ziel, den Brauereistandort Hannover, die Produktion der Marke Gilde und die damit verbundenen Arbeitsplätze auch über 2020 hinaus nachhaltig zu sichern, nicht Teil der langfristigen Konzernstrategie von ABI ist. ABI als aktuell der mit Abstand größte Bierproduzent der Welt führt in seinem Portfolio mehr als 200 Marken in über 100 Ländern, darunter die globalen Premium-Marken Beck's, Stella Artois, Corona und Budweiser. Innerhalb dieses Marken-Portfolios der ABI spielt die regionale Marke Gilde keine nennenswerte Rolle. Hinzukommt, dass der deutsche Biermarkt mit über 1.300 vor allem regional ausgerichteten Braustätten besonders umkämpft ist.
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass ABI kein unternehmerisches Interesse hat, den Brauereistandort Hannover oder die Gilde-Marke weiter zu entwickeln. So sind von ABI in den vergangenen Jahren keine zukunftsweisenden Investitionen am Brauereistandort Hannover getätigt worden.
Stadt sieht in neuem Investor Chance für Gilde
Vor einigen Monaten ist ABI auf die Stadt zugekommen und hat über die Absicht informiert, die Gilde an die TCB zu verkaufen und den Standortsicherungsvertrag mit der Stadt vorzeitig aufzulösen. Die Verwaltung hat mit ABI und der TCB umfangreiche Gespräche geführt und ein Paket verhandelt, das aus Sicht der Stadt die Interessen an einer langfristigen Standortsicherung und Markenentwicklung sehr gut umsetzt.
Die TCB mit Sitz in Frankfurt/Oder betreibt derzeit drei Brauereistandorte: Frankfurter Brauhaus in Frankfurt/Oder, Champigneulles in Nancy (Frankreich) und Feldschlößchen in Dresden. Zudem braut TCB für Handelsmarken diverser Handelsketten. TCB zählt mittlerweile zu den führenden deutschen Brauereiunternehmen nach Radeberger und Oettinger. TCB hat die Feldschlößchen Brauerei in Dresden nach der Übernahme 2011 von einer rückläufigen Regionalmarke im Weltkonzern Carlsberg trotz lokaler Konkurrenz zu einer stark wachsenden Biermarke entwickelt, insbesondere über den Vertrieb in Gaststätten und die Zusammenarbeit mit Sportvereinen. Mit der Übernahme der Gilde will TCB nach eigenen Angaben sein Portfolio erweitern: sowohl um eine zweite Marke als auch um die Produktionskapazitäten, die bei Gilde am Brauereistandort Hannover vorhanden, bisher aber bei weitem nicht ausgeschöpft sind.
TCB sichert langfristiges Engagement zu
TCB kündigt ein langfristiges Engagement an. Zur Umsetzung sind erhebliche Investitionen geplant. Zu mindestens gut 5 Millionen Euro verpflichtet sich TCB für die nächsten Jahre auch im Vertrag mit der Landeshauptstadt. Als erste Maßnahme beabsichtigt TCB die Errichtung einer neuen Dosenabfüllanlage, die im Frühjahr 2016 in Betrieb gehen soll. Um die Investitionspläne und das langfristige Interesse an Gilde zu unterstreichen, akzeptiert TCB im Vertrag mit der Stadt eine Vertragsstrafe in Höhe der Hälfte nicht geleisteter Investitionen. Eine solche Zahlung würde auch bei einer Betriebseinstellung fällig. Außerdem führt TCB die bisherige Zusammenarbeit der ABI mit der hannoverimpuls GmbH zum Sponsoring größtenteils fort. Zudem erhält hannoverimpuls von ABI noch in diesem Jahr eine Abschlusszahlung.
TCB hat aus Sicht der Stadtverwaltung am Beispiel Feldschlößchen gezeigt, dass das Unternehmen über die unternehmerische Kompetenz verfügt, eine Marke in einem stark umkämpften Markt wieder aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Die der Verwaltung vorliegenden Unterlagen weisen die Unternehmensgruppe als wirtschaftlich gesund aus.