Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
- 18.11.2015
Fachtag „Häusliche Gewalt betrifft die ganze Familie“
Gewalt in Familien kommt in allen gesellschaftlichen Gruppen vor und betrifft vor allem Frauen und Kinder. Am Fachtag „Häusliche Gewalt betrifft die ganze Familie“ am Mittwoch (18. November) im KroKus – Soziales und kulturelles Stadtteilzentrum Kronsberg sollten verschiedene Strategien im Umgang mit häuslicher Gewalt näher beleuchtet werden.
Rund 100 TeilnehmerInnen setzten sich auf der restlos ausgebuchten Veranstaltung mit aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen auseinander. Im Mittelpunkt stand unter anderem Strategien zu entwickeln, um bestehende Hilfsangebote derart zu erweitern und zu vernetzen, dass alle Betroffenen erreicht werden.
So soll der Blick nicht länger nur auf die Täter, sondern auch auf deren soziales Umfeld gerichtet werden. Carsten Amme vom Koordinierungszentrum Kinderschutz in Hannover sagte: „Die gesamte Familie ist im Blick, aber für uns sind die Kinder im Fokus.“ Auch sei es laut Friederike Kämpfe, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Hannover wichtig, die betroffenen Frauen nicht zu vergessen und diese nicht lediglich in ihrer Rolle als Mütter wahrzunehmen. Ergün Arslan, Sozialarbeiter und Vorstand des Männerbüros Hannover stellt heraus, dass „Täterarbeit Teil des Opferschutzes“ sei und diesen optimiere. Es sei wichtig, dass immer auch Paar-, Familien- oder Angehörigenberatung erfolgt. Speziell in Familien mit Migrationshintergrund sei der soziale Druck auf Täter und Opfer sehr hoch. Gerade deshalb sei Täterarbeit in Flüchtlingsfamilien mit anderem Kulturhintergrund besonders wichtig und dringend erforderlich.
Auch wenn in Hannover mit dem existierenden Kooperationsnetzwerk des Hannoverschen-Interventions-Programm gegen Männergewalt in der Familie (HAIP) zur ganzheitlichen Unterstützung Betroffener von häuslicher Gewalt bereits viel erreicht wurde, gilt es diesen Standard zu halten und kontinuierlich weiter zu verbessern. Hierfür lieferte der Fachtag eine gute Grundlage. „Wir sind in der Bearbeitung des Themas Häusliche Gewalt mit dem HAIP-Netzwerk in Hannover sehr gut aufgestellt, trotzdem bekommen wir viele Impulse, die wir in die Umsetzung bringen wollen“, sagte Friederike Kämpfe.
Eine Möglichkeit könnte sein, das Netzwerk um weitere Bündnis- und Kooperationspartner zu erweitern. Prof. Dr. Barbara Kavemann, die bereits seit 1978 im Bereich der Gewalt im Geschlechterverhältnis forscht, plädierte in ihrem Vortrag „Alle Beteiligten und Betroffenen in den Blick nehmen“ etwa dafür, auch Berufsgruppen wie (Kinder-)ÄrztInnen oder FamilienrichterInnen zu mobilisieren, die ebenfalls mit der Thematik häuslicher Gewalt konfrontiert sind. Auch Kooperationen mit Suchthilfe und Psychiatrie könnten eine Verbesserung bringen.
Der Nachmittag des Fachtages wurde für die Bearbeitung verschiedener Fragestellungen zu häuslicher Gewalt in Arbeitsgruppen genutzt. Am Ende folgte eine Rückblick auf die Veranstaltung sowie ein Ausblick auf das weitere Vorgehen.
Frauen in aller Welt setzen jährlich am 25. November am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen. An diesem Tag soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Gewalt in keiner Weise toleriert werden darf und davon betroffen Frauen Unterstützung benötigen. Der Fachtag „Häusliche Gewalt betrifft die ganze Familie“ lieferte bereits eine Woche zuvor den Auftakt für eine Reihe an Veranstaltungen dazu.