Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover

Reallabor: Stadtbäume als „natürliche Klimaanlagen“ untersucht

Das Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover forscht in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover an einer optimierten Baumbewässerung zur aktiven Kühlung von städtischen Hitzeinseln. Hierfür hat der städtische Fachbereich Umwelt und Stadtgrün auf der begrünten Verkehrsinsel der Hamburger Allee (nahe Arndtstraße) heute (25. März) neun Bodenfeuchtesensoren installiert und zwei Wassercontainer aufgestellt. Auch am Theodor-Heuss-Platz gegenüber der Stadtbahnhaltestelle, wo an Bäumen schon vor zwei Jahren Feuchtesensoren installiert wurden, stehen für dieses „Reallabor“ nun sechs Wassercontainer.

Untersuchung: Bewässerungsmenge als „Stellschraube“ für Kühlleistung der Bäume?

Das Pflanzen von Bäumen, die durch Schattenwurf und Verdunstung ihre Umgebung kühlen, ist eine Möglichkeit, der Wärmebelastung in städtischen Hitzeinseln zu begegnen. Die Bäume fungieren dann als „natürliche Klimaanlagen“. Theoretische Berechnungen zeigen, dass die Verdunstungskühlung abhängig von den oberirdischen und unterirdischen Bedingungen ist, jedoch stark von der verfügbaren Wassermenge im Boden limitiert wird.

Durch die angesetzte Forschungsarbeit möchten die Beteiligten herausfinden, ob eine höhere Bewässerungsmenge auch zu einer Erhöhung der Kühlleistung und Schattenwirkung führt. Dafür werden die Wasserressourcen im Wurzelbereich der zu untersuchenden Bäume durch kontinuierliche Zusatzbewässerung erhöht und die Auswirkungen auf die Umgebung untersucht.

Insgesamt werden über die Vegetationsperiode 2024 (bis voraussichtlich Ende Oktober) neun Kaiserlinden im dritten Standjahr am Theodor-Heuss-Platz und drei Traubeneichen im zweiten Standjahr an der Hamburger Allee gezielt mit unterschiedlichen Wassermengen bewässert. Mit verschiedener Messtechnik werden zum Beispiel Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Helligkeit und Luftdruck überprüft. Außerdem werden die Auswirkungen von Schattenwurf und Verdunstungskühlung regelmäßig gemessen.

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen die Bewässerungspraxis der Stadt Hannover weiter optimieren. Je nach Resultat könnte dann in Hitzeinseln bewusst mehr Wasser eingesetzt, in kühlen Umgebungen hingegen weiter Wasser eingespart werden.

Die Untersuchungsarbeiten und die Finanzierung des Projektes in Höhe von ca. 6.000 Euro liegen hauptsächlich bei der Leibniz Universität Hannover. Die Landeshauptstadt Hannover unterstützt die Untersuchungen mit der Bereitstellung der Flächen und Bäume sowie Logistik und fachlicher Expertise.

Zunehmende Wärme als Hintergrund der Untersuchung

Zunehmende Extremwetterlagen, insbesondere Hitzeereignisse und Dürren im Stadt­gebiet, beeinträchtigen im Sommer das Wohlbefinden der Menschen. Zur Abmilderung dieser negativen Auswirkungen und zur Verringerung von urbanen Hitzeinseln werden kühle Räume bei der Stadtgestaltung zunehmend wichtiger. Aus Sicht der Landschaftsarchitektur stehen dabei Räume im Gehölzschatten und Verdunstungskühlung der Bäume im Vordergrund.

Aktuelle Ansätze für die Gehölzauswahl bei Neupflanzungen orientieren sich bisweilen an As­pekten wie Trockenheitsverträglichkeit, Strahlungsangepasstheit oder auch An­ge­pas­stheit an eine ver­änderte Niederschlagsverteilung. Die gängige Gehölzbewässerung im städtischen Raum versucht mit Mindestwassermengen, das Überleben der Bäume zu sichern. Durch diese sparsame Bewässerung wird das Gehölz in der Anwachsphase abgehärtet, sodass es resistenter gegen längere Trockenphasen wird und nach einigen Jahren auch ohne Zusatzbewässerung auskommt.

Pflanzen senken jedoch unter Stress­be­din­gungen (beispielsweise Trockenheit) ihre Photo­syn­these-Leistung, sodass sich die Verdunstungskühlung reduziert. Auch die Laubdichte in der Krone verringert sich spürbar, was eine geringere Schattendichte mit sich bringt.