Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
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- 16.11.2017
- Vortragsreihe vom Stadtarchiv Hannover und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek:
Vier Vorträge zum Reformationsjubiläum
Mit vier Vorträgen beschließen das Stadtarchiv Hannover und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek das Reformationsjubiläumsjahr.
Am Dienstag (21. November) geht es um 19.30 Uhr im Hodlersaal des Neuen Rathauses mit einem nachgespielten Zeitzeugengespräch zum Thema „1533 – Reformation und Revolte in Hannover“ los. Weiter geht es am Mittwoch (22. November) um 17 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek zum Thema „Die Welt, die Reformation und Hannover. Ein historischer Überblick“. Im dritten Vortrag am Donnerstag (30. November) um 17 Uhr in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek referiert Prof. Dr. Michael Rothmann über „Zwischen Himmel und Hölle: Vorstellungen vom Fegefeuer im Mittelalter“. Den Abschluss bildet der Vortrag von Prof Dr. Jörg Bölling am Donnerstag (7. Dezember) um 17 Uhr zu „Reunion und Renaissance. Ökumene am Vorabend der Reformation“ in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.
Mehr Informationen zu den Vorträgen:
Den Start machen Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer und Rainer Künnecke am Dienstag (21. November) um 19.30 Uhr im Hodlersaal des Neuen Rathauses mit einem nachgespielten Zeitzeugengespräch zum Thema „1533 – Reformation und Revolte in Hannover“.
Zum gespielten Zeitzeugengespräch:
Erstmalig hat Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer einen echten Zeitzeugen aus einer vergangenen Epoche zu Gast, nämlich den ersten Bürgermeister nach Vertreibung des alten Patriziats, Anton von Berckhusen (dargestellt von Rainer Künnecke). Er steht Rede und Antwort zu den aufregenden Ereignissen des Jahres 1533, die zu schweren Auseinandersetzungen mit dem Herzog von Calenberg führten und die Stadt viel Geld kosteten. Die Reformation aber siegte, und Hannover blieb eine wirtschaftlich erfolgreiche Stadt.
Zum Jahr 1533:
Seit einem Jahrzehnt hatte sich die Lehre des Martin Luther in Hannover verbreitet. Nicht nur kirchliche Reformation wurde gefordert, sondern immer öfter mehr Mitbestimmung der Bürger in allen städtischen Angelegenheiten. Ein Bürgerschwur auf dem Marktplatz bekräftigte dies. Das hatte Hannover noch nie erlebt: Die städtische Bürgerschaft stellte sich gegen den herrschenden Rat und vertrieb ihn schließlich aus der Stadt.
Weiter geht es am Mittwoch (22. November) um 17 Uhr mit einem Vortrag von Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek zum Thema „Die Welt, die Reformation und Hannover. Ein historischer Überblick“.
Zum Vortrag:
Die Reformation hat seit 1517 von Deutschland aus ihre weltgeschichtliche Wirkung entfaltet und die Volkfrömmigkeit wie die Amtskirche massiv verändert. Klöster wurden geschlossen und enteignet, die Heiligenverehrung minimiert, die Liturgie auf Abendmahl, Predigt und Gemeindegesang konzentriert, Vorstellungen von Fegefeuer und Ablass negiert und das Sündenbewusstsein ohne die Vermittlung der Amtskirche auf das eigene Gewissen verlagert. In Hannover setzten sich reformatorischen Ideen und Bewegungen vergleichsweise spät durch. Angesichts stabiler politischer und wirtschaftlicher Verhältnisse blieb der Rat zunächst kritisch und floh, als der Druck der reformatorischen Parteigänger ab 1532 stärker wurde, nach Hildesheim. Erst 1534 söhnten sich die führenden Akteure aus, Stadt und Rat übernahmen die lutherschen, reformierten Lehren.
Im dritten Vortrag am Donnerstag (30. November) um 17 Uhr in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek referiert Prof. Dr. Michael Rothmann über „Zwischen Himmel und Hölle: Vorstellungen vom Fegefeuer im Mittelalter“.
Zum Vortrag:
Das Fegefeuer kennzeichnet einen Ort oder Zustand der Läuterung des Menschen nach seinem Tod und ist noch heute ein fester Glaubensbestandteil der römisch-katholischen Lehre. Der Ursprung des Konzeptes liegt weit vor dem Mittelalter. Die reinigende Kraft des Feuers wird jedoch mit den christlichen Jenseitsvorstellungen verbunden und konkretisiert den Zeitraum zwischen Tod und Jüngstem Gericht. Ab dem 12. Jahrhundert erhielt das Fegefeuer eine zentrale Bedeutung im Kontext der Sündenlehre und Volksfrömmigkeit. Stiftungen, Fürbitten oder auch das Ablasswesen konnten das Dasein der Toten in dieser Zwischenwelt und vor dem Jüngsten Gericht verbessern helfen.
Den Abschluss bildet der Vortrag von Prof Dr. Jörg Bölling am Donnerstag (7. Dezember) um 17 Uhr zu „Reunion und Renaissance. Ökumene am Vorabend der Reformation“ in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek.
Zum Vortrag:
Im Jahr 2017 wird der 95 Thesen Martin Luthers von 1517 gedacht. Der Blick richtet sich meist auf die Grundlagen, Anfänge, Entwicklungen, Tendenzen und bleibenden Anliegen der Reformation. Bei aller Diversität und Differenzierung zwischen und innerhalb der verschiedenen Konfessionen wird wohl mehr denn je nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame hervorgehoben und zukunftsträchtig gefördert. Dabei spielt neben neuen Konzepten auch der vereinte Rekurs auf das geteilte, noch vorreformatorische Erbe eine große Rolle. Doch auch vor der Reformation hat es Kirchenspaltungen gegeben. Daher stellen sich einige Fragen: Wie hat man gleichsam „am Vorabend der Reformation“ ökumenische Konzepte entwickelt und auf der Grundlage konkreter Unionsverhandlungen in die Praxis umzusetzen versucht? Welche Inhalte standen dabei im Vordergrund – mit Blick auf die Trennung der Kirche in Ost und West, aber auch zwischen kirchlichen Traditionen einerseits und humanistischen Innovationen andererseits? Wie gestaltete sich das Verhältnis von mittelalterlichen Kontinuitäten und antikenbegeisterten Aufbrüchen? Kurzum: Welche ökumenische Relevanz hatten Reunion und Renaissance am Vorabend der Reformation?