Pressemeldung der Landeshauptstadt Hannover
- 14.07.2015
Beginn des Linden-Rückschnitts in der Berggartenallee in Herrenhausen
In der Lindenallee im Berggarten in Herrenhausen hat der Rückschnitt morscher Altbäume begonnen. Seit gut einem Jahr ist die 280 Jahre alte Allee gesperrt, denn die Bäume sind nicht mehr standsicher. Nicht einmal der Rasen im Bereich der Allee durfte noch gemäht werden. Der Rückschnitt der Starkäste samt Sicherung der Stämme mit Pfählen soll nun dafür sorgen, dass BerggartenbesucherInnen und MitarbeiterInnen die Allee so schnell wie möglich wieder sicher betreten und passieren können. Die ursprünglich geplante, komplette Erneuerung der Allee war zuvor abgesagt worden, nachdem dort der streng geschützte Juchtenkäfer entdeckt worden war.
Artenschutz: Rückschnitt erst nach Umsiedlung der Juchtenkäferlarven
So eine artenschutzgerechte Rückschnittaktion ist sehr aufwändig: Der Biologe und Käferexperte Dr. Peter Sprick und Julia Kuruppu von der Leibniz Universität Hannover untersuchen die Starkäste der Linden per Endoskop. Ist kein Anzeichen für eine Besiedlung mit Juchtenkäfern zu finden, kann der Ast abgenommen werden. Wenn die Experten jedoch den für Juchtenkäfer typischen Mulm im Inneren entdecken, entnehmen sie ihn vorsichtig und siedeln ihn in den hohlen Stamm um. Erst danach kann der Ast zurückgeschnitten werden. Die Schnittstellen werden mit Gewebe abgedeckt, um Fressfeinden der Käfer wie Eichhörnchen, Krähen und Mardern den Zugang zur Höhle zu verwehren.
Als erste sind die Bäume am Hauptweg zum Staudengrund an der Reihe, anschließend die Linden vor dem Berggartenzaun an der Herrenhäuser Straße. Danach stehen die wichtigsten Verbindungswege durch die Allee auf dem Plan. Wie lange zurückgeschnitten werden kann, hängt wieder von den Juchtenkäfern ab: Je mehr Mulm gefunden wird, desto länger dauert das Umsiedeln. Die Käferpopulation soll möglichst an Ort und Stelle untergebracht werden. Sollte es mehr Mulm geben, als die Allee fassen kann, muss er in einen neuen Lebensraum umgesiedelt werden. Der Rückschnitt kann auf jeden Fall erst nach dem Umsiedeln fortgesetzt werden.
Das Zeitfenster für den Rückschnitt ist ohnehin kurz: Das Startsignal war das Ausfliegen der Käfer, die jetzt im Hochsommer die Linden verlassen und sich fortpflanzen. Sobald sich die nächste Käfergeneration verpuppt, müssen die Arbeiten aus Rücksicht auf die empfindlichen Larven enden. Im Laufe des September wird es voraussichtlich soweit sein. Im nächsten Sommer wird die Aktion dann fortgesetzt.
Auf den Rückschnitt der morschen Linden hatten sich alle Beteiligten nach der Analyse verschiedener Möglichkeiten im vergangenen Frühjahr geeinigt. Sowohl die Naturschutzbehörden und –verbände als auch die Berufsgenossenschaft und die Denkmalpflege hatten sich einverstanden erklärt. Und für die BesucherInnen zählt, dass der Staudengrund wieder bequem erreichbar ist und die Allee mit ihren Querverbindungen wie gewohnt genutzt werden kann.